
Was bededeutet toxische Scham?
Wie so Vieles, was heute in unserem Unterbewusstsein sein Unwesen treibt, kommt auch dieses fast immer aus unserer Kindheit. Die wenigsten von uns hatten Eltern, die sie bedingungslos geliebt haben. Wenn wir etwas angestellt haben, war es wahrscheinlicher eine Tracht Prügel zu bekommen und Sätze zu hören wie:
Kannst Du nicht EINMAL etwas richtig machen?
Du bist aber auch für Alles zu blöd!
Andere Kinder kriegen das doch auch hin!
Boah, warum muss ausgerechnet ich so einen Looser als Kind haben?
Stell Dich nicht so an!
Stell Dich doch nicht so dämlich an!
Womit hab ich sowas wie Dich bloß verdient?
Was glaubst Du eigentlich wer Du bist?
Wenn Du nochmal so einen Scheiß baust, geh ich weg und Du bist allein!
Entweder Du besserst Dich, oder ich bin nicht mehr Dein/e Mutter/Vater!
Hätten wir Dich nicht, hätten wir uns einen Porsche/Weltreise/Pelzmantel….. leisten können!
Hätte ich mich damals doch mal besser für die Abtreibung entschieden!
Verborgene Erinnerungen
An solche Sätze erinnern sich die meisten von uns gar nicht mehr und es benötigt oft eine intensive Auseinandersetzung mit unserem Schmerz und das Zulassen des Schmerzes. Es wurde im Laufe der Jahre mit vielen Schutzschichten überdeckt, um es irgendwie auszuhalten. Wir haben oft vergessen, wie schlimm das für uns war und dass es schrecklich weh tat, nicht geachtet, wertgeschätzt und geliebt zu werden. Und das Schlimmste dran war, dass wir auch noch dachten es selber schuld zu sein, das tun fast alle Kinder. Unsere Bedürfnisse und Grenzen spielten keine Rolle und in leider viel zu vielen Fällen kam noch körperlicher Missbrauch zum seelischen Missbrauch hinzu. Zur Zeit meiner Kindheit und davor galt auch das Prügeln von Kindern noch als angemessene Erziehungsmethode, die gesellschaftlich absolut anerkannt war. Genauso schmerzhaft wie körperliche Prügel sind aber auch Sätze wie oben genannt. Für ein Kind bedeutet es Todesangst, wenn ein Elternteil sagt: „Dann bin ich nicht mehr Deine Mutter!“ Wir entwickeln dadurch im Erwachsenenalter starke Verlassensängste, gehen ungesunde Beziehungen ein und lassen uns von der ganzen Umwelt und unserem Partner viel zu viel gefallen, aus Angst verlassen zu werden.
Toxische Scham und Suchtverhalten
Esssucht und auch viele andere Süchte sind ein weiteres Symptom der toxischen Scham, denn wenn ich schon so ein „unwürdiges Ding“ bin, benötige ich viel Kraft um die Maskerade des Perfektionismus aufrecht zu erhalten. Wenn ich es schon so überhaupt nicht gut und perfekt bin, setze ich zumindest meine gesamte Energie dort rein, so zu tun, als wäre ich es.
Durch übermäßiges Essen, Trinken, im Internet chatten, putzen, shoppen usw. versuchen wir
den Druck, der durch das Vorspielen von Perfektion auf uns lastet abzubauen
uns zu betäuben
uns durch permanentes Nachdenken über Beschaffung der Nahrung, Kalorienwert und Diätplänen vom wahren Problem abzulenken
unseren Tag so einzurichten, dass wir nicht zur Ruhe kommen, aus Angst uns mit uns selber und dem Schmerz zu beschäftigen
uns zu belohnen für dieses schwierige Dasein
uns zu trösten, weil wir uns so einsam fühlen
mal kurz die anstrengende Kontrolle zu verlieren, z.B. durch Fressanfälle
Wahrscheinlich denkst Du jetzt: Ja prima, ich glaub ich erkenne mich in manchem wieder, aber was soll ich jetzt bloß tun?
Lösungsansätze
Meiner Erfahrung nach helfen bei toxischer Scham das Entwickeln von Selbstfürsorge, Selbstliebe, Achtsamkeit für Bedürfnisse, Zeiten der Stille und eine Auseinandersetzung mit dem was da in Dir ist und gesehen werden will. Das geht nicht von heute auf morgen, aber wenn Du heute damit anfängst, lernst Du mit der Zeit immer mehr auf Dich und das was da gesehen werden will zu hören. In uns drin sind so viele traurige, verletzte , wütende, beschämte kleine Kinder, die nichts lieber möchten als zu hören, dass Du sie siehst und sie da sein dürfen…

Hallo, ich bin Beate.
Ich bin Coach, Autorin und Expertin für Emotionales Essen, Essstörungen und Abnehmen durch Selbstliebe.
Wie schön, dass Du mich auf meinem Blog besuchst ♥
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